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Andrea Scrima liest aus ihren Texten

steirischer herbst '25
Die in New York City geborene Künstlerin Andrea Scrima ist wie viele Amerikaner:innen ihrer Generation mit den "Saturday Morning Cartoons" aufgewachsen. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich in ihrer Werkserie "Loopy Loonies" mit der in den Comics codierten Gewalt. In ihrer Zeit als Grazer Stadtschreiberin sind zu den Zeichnungen Texte entstanden, die deren moralkritische Untersuchungen fortführen. In der Ausstellung in der QL-Galerie treten die Texte, die Scrima als Sprachvergewisserung anhand der Bedeutungsrekonstruktion einzelner Begriffe versteht, den Zeichnungen zur Seite. Texte über den Missbrauch von Sprache, zunehmende Gewaltbereitschaft und Manipulation von Gefühlen laden zum Weiterdenken ein und können in Karten-Editionen mit nach Hause genommen werden.
"Es war mir von Anfang an ein Anliegen, eine Art soziopolitische Kritik mit diesen Zeichnungen zu betreiben. Es war zunächst eine reine visuelle Arbeit. Erst später – während meines Aufenthaltes in Graz – kamen die Texte nach und nach hinzu. Das begann mit dem Gazakrieg und hat für mich auch ganz wesentlich mit dem Diskurs hier im Westen zu tun, sowie mit der Rechtfertigung von Gewalt. Ich möchte mich auf diese Weise der Sprache wieder vergewissern, indem ich versuche, Wort für Wort zu rekonstruieren, was bestimmte Termini eigentlich bedeuten. Die Zeichnungen sind für mich letzten Endes eine moralkritische Untersuchung. Diese Grundsatzarbeit wollte ich in den Texten fortführen." Andrea Scrima

[. . .] Unsere Forderung sollte also nicht nur nach Leben sein, sondern nach einem lebenswerten Leben. Und doch haben wir unser Leben nicht gänzlich in der Hand, es unterliegt politischen und wirtschaftlichen Strukturen, die Einzelpersonen und ganze Völker ihrer Handlungsfähigkeit berauben und sie zu Prekarität verdammen, und oft Schlimmerem. In Probleme der Moralphilosophie fragt Adorno „wie die umfassenderen Macht- und Herrschaftsmechanismen in unser individuelles Nachdenken über das richtige Leben eindringen oder dieses Nachdenken verzerren“. Adorno landet schließlich beim Fazit, dass Widerstand unerlässlich sei: „[S]elbst noch die einfachste Forderung von Integrität und Anständigkeit [muss] eigentlich fast bei einem jeden Menschen überhaupt notwendig zu Protest führen“. Dazu gehört die Notwendigkeit, nein zu sagen zu alldem „worin wir dazu tendieren, mitzuspielen“, in den Widerstand zu gehen gegen die eigene Komplizenschaft. Aber worin kann dieses „nein“ bestehen? Was wird es uns kosten und wer wird es hören?
Termine
2. Oktober 2025, 19:00 Uhr
Weitere Informationen
Eine Kooperation mit dem steirischen herbst ´25
Veranstaltungsort/Treffpunkt